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Lebenslauf
*16.
Aug. 1937 in Salzburg, Komponist. Sein Vater ist der Autor und
Dramatiker Sidney N. Behrman, seine Mutter die Schwester des Geigers
Jascha Heifetz. Mit 17 Jahren nahm Behrman ein Jahr lang privaten
Kompositionsunterricht bei Wallingford Riegger in New York. Riegger,
Freund von H. Cowell und E. Varèse, führte Behrman u.a. zur Musik
von Ch. Ives, M. Feldman und R. Ashley. An der Harvard University
studierte er später bei W. Piston und wurde durch die Studienkollegen
Christian Wolff und Frederic Rzewski beeinflußt. 1959 nahm er bei K.
Stockhausen an den Darmstädter Sommerkursen teil und wurde für
einige Jahre, als Nachfolger von C. Cardew, Kopist von Stockhausen.
Behrman beschäftigte sich seit 1963 mit elektronischen Schaltungen
und Algorithmen für Echtzeit-Performances und Klanginstallation. 1966
gründete er in den USA The Sonic Art Union zusammen mit Robert
Ashley, Alvin Lucier und Gordon Mumma und gab in den folgenden Jahren
zahlreiche Konzerte in den USA und Europa. Die Vereinigung bestand bis
1976. Behrman war 1965–1970 Produzent der CBS-Schallplattenreihe
Columbia Masterworks, Music of Our Time, wo er u.a. Kompositionen von
Robert Ashley, Milton Babitt, John Cage, Toshi Ichyanagi, Alvin
Lucier, Henry Pousseur, Pauline Oliveros, Steve Reich, Terry Riley und
David Tudor veröffentlichte. Von 1970 bis 1976 war er
Composer/Performer bei der Merce Cunningham Dance Company und schrieb
während dieser Zeit die Musik für drei Repertoire-Stücke. Er
unterrichtete an mehreren Universitäten, u.a. am Mills College, wo er
Co-Direktor des Center for Contemporary Music war. Behrman lebt in New
York.
WERKE (Auswahl)
A.
Kompositionen
Canons (1959) für präpariertes Kl.
und Schlgz. · Players with Circuits für 2 Kl./Zithern/Git. und
Live-Elektronik (2 Spieler) (1966) · Runthrough für Live-Elektronik
(4 Spieler) (1967) · Walkaround Time für Live-Elektronik (3 Spieler)
(1968) · Reunion Performance für Live-Elektronik, zusammen mit J.
Cage, L. Cross, M. Duchamp, T. Duchamp, G. Mumma, D. Tudor (1968) ·
Homemade Synthesizer Music with Sliding Pitches (1973) · Voice with
Melody-Driven Electronics (1975) (für das Projekt "Rebus"
der Cunningham Company) · On the Other Ocean (1977) · Circling Six
für Blechbläser und Computer Music System (1983–1985) ·
Interspecies Smalltalk (1984) (Auftrag von Merce Cunningham für
"Pictures") · Orchestral Construction Set (1984) · Leapday
Night (1986–1988) für Ben Neill und Rhys Chatham · All Thumps
(1987) · Singing Stick für gitarrenähnliches Instr. und
Live-Elektronik (1989) · Navigation and Astronomy für 21-saitiges
Koto und Computermusik System (1990) · A Traveller's Dream Journal
(Berlin – New York) (1990) · QS/RL für 2 Blas- oder
Streichinstrumente und Computermusik System · "My Dear
Siegfried, ..." für 2 Vokalisten und 3 Instrumentalisten in
Zusammenspiel mit einem Computermusik System (1996–1999)
B. Installationen
Cloud Music
(1974–1979) (Zusammenarbeit mit Robert Watts und Bob Diamond) ·
Touch Tones (1979) · Sound Fountain (1982) · Installation for La
Villette (1985) (Zusammenarbeit mit George Lewis) · Algorithme et
Kalimba (1986) · A Map of the Known World (1987) · Keys to Your
Music (1987–1989) · In Thin Air (1995) · Pen Light (1998) (in
Zusammenarbeit mit James Lo)
C.
Schriften
Designing Interactive Computer-based
Music Installations, in: Contemporary Music Review, 6, 1991, 139–142
· Focus on David Tudor. Private Person, Public Figure; David Tudor in
the '60s and '70s in: Musicworks 71, 1998, 44–46 · Composing with
Shifting Sand: A Conversation between Ron Kuivila and David Behrman on
Electronic Music and the Ephemerality of Technology in: Leonardo Music
Journal 8, 1999, 13–16
Zu den Pionieren des
computergestützten Komponierens in Echtzeit gehören neben Behrman
die Komponisten Joel Chadabe, Giuseppe G. Englert, Salvatore
Martirano, Peter Zinofieff, Edward Kobrin und Laurie Spiegel. Behrmans
Kompositionen sind meist für Solisten und kleine Ensembles. Er ist
dabei weniger Komponist im herkömmlichen Sinne, denn er stellt den
Musikern ein nach seinen Ideen reagierendes, computergestütztes
interaktives System zur Verfügung, das meist auch von ihm selbst
entwickelt wurde. Das Wesentliche an Behrmans Musik sind die
Interaktionsprozesse, das musikalische Material ist bewußt einfach.
Bei vielen seiner interaktiven Installationen ist der Besucher
eingeladen, ohne musikalische Kenntnisse selbst Musik machen zu
können. Auf dem Gebiet der Elektroakustischen Musik und Computermusik
darf Behrman durchaus als "do-it-yourself electronic
composer" (Tom Johnson 1989) bezeichnet werden.
Martin
Supper
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